Goldene Ente 2016

 Antwort von Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer

 

(die frei vorgetragene Antwort wurde sprachlich behutsam der Schriftform angepasst)

 

 Sehr geehrter Herr Dr. Kuderna, meine sehr verehrten Damen und Herren der Landespressekonferenz, sehr geehrter Herr Kollege, lieber Herr Ramelow, lieber Jürgen Lennartz, lieber Thorsten, und vor allen Dingen natürlich verehrte Mitpreisträgerinnen und Mitpreisträger, in deren erlauchten Kreis ich heute Abend aufgenommen bin.

 

Gestatten Sie mir, bevor ich etwas zum Preis an sich sage, die Gelegenheit zu nutzen, Ihnen, Herr Dr. Kuderna, ganz herzlich, im Namen der Landesregierung, aber auch ganz persönlich zu danken für die 26 Jahre ehrenamtliche Arbeit, die Sie in der Landespressekonferenz geleistet haben, auch für die Art und Weise, wie Sie das getan haben. Sie sind ja als Bayer hierher ins Saarland gekommen, das ist an sich schon keine ganz gewöhnliche Lebenssituation. Sie haben Ihre Frau kennengelernt beim gegenseitigen Fremdsprachen-Erlernen, Sie haben arabisch gelernt, Ihre Frau deutsch. Das einzige, was ich Ihnen als Präsidentin des Volkshochschulverbandes übel nehme, dass es kein Sprachkurs der VHS war, sondern einer anderen Bildungsinstitution, aber gut, es sei Ihnen verziehen. Aber Sie haben diese LPK-Zeit geprägt in einer sehr ruhigen und sachlichen Art und Weise. Ich weiß, dass Sie neben Reisen auch interessiert sind an Kunst und Kultur, und Sie waren ja eben so freundlich, auch die Moderne Galerie am Rande zu erwähnen. Damit Sie schon einmal schauen können, wofür Sie demnächst mehr Zeit haben, darf ich Ihnen aus dem Saarlandmuseum die Sammlung der Modernen Galerie schon einmal in Buchform überreichen. Nochmals ein herzliches Dankeschön.

 

Sie haben eben vollkommen zu Recht in Ihren Abschiedsworten auch vom Qualitätsjournalismus gesprochen und die Frage gestellt, was in der heutigen Zeit für Anforderungen an den Journalismus gestellt werden. Ich hatte vor wenigen Tagen das Vergnügen, bei der Verleihung des Marion Dönhoff-Preises an die New York Times in einer außergewöhnlichen Rede den Ausführungen des Bundespräsidenten zu lauschen, aber auch einer außergewöhnlichen Erwiderung des Chefredakteurs der New York Times. Interessanterweise haben beide die gleichen Gedanken aufgegriffen, die Sie heute geäußert haben, dass nämlich der Qualitätsjournalismus  gerade in den heutigen Zeiten so notwendig ist wie er es vielleicht selten zuvor war, dass er die beste Vergewisserung ist und auch die beste Gegenwehr für alles das, was wir unter dem Begriff „Fake News“ zusammenfassen, dass das aber auch bedeutet, dass die Journalistinnen und Journalisten eben auch die selbstkritische Einstellung an den Tag legen müssen, die Sie eben erwähnt haben. Das bedeutet auch, dass man in der Zusammenarbeit zwischen Journalisten und Politikern immer wieder neu definieren muss, was professionelle Distanz bedeutet - und das insbesondere in einem Land, in dem sich alle so nahe sind wie das hier im Saarland der Fall ist. Für die Journalistinnen und Journalisten bedeutet es immer wieder, genau zu überlegen: was sind die Fakten, über die ich zu berichten habe, und was ist meine Meinung. Und sie müssen sich aus meiner Sicht immer wieder überlegen: kommt das eigentlich in der Berichterstattung genügend klar zum Ausdruck, was das eine und was das andere ist, oder erliegen sie nicht ab und an der Versuchung, dies in der Berichterstattung zu vermischen. Sicherlich gibt es auch den ein oder anderen Kollegen, der vielleicht doch hin und wieder ganz gerne mal Politiker wäre, ohne dass er sich der Mühen der Ebenen einer politischen Arbeit gerne unterziehen möchte. Auch das sollte man kritisch hinterfragen. Für uns Politiker bedeutet es, dass wir in der Zusammenarbeit mit Ihnen uns immer vergegenwärtigen müssen, nicht die Nähe zu Ihnen zu suchen, weil wir von dieser Nähe eine gesteuerte und exklusive Berichterstattung erwarten. Das macht im Übrigen ein Instrument wie die Landespressekonferenz so wertvoll, weil Sie sicherstellen in einer ganz demokratischen Weise, dass alle Kolleginnen und Kollegen zum gleichen Zeitpunkt den Zugang zu den Informationen erhalten. Damit unterbinden Sie auch ein wenig den Wettbewerb, wer die erste Meldung und wer die schnellste Schlagzeile hat. In diesem Sinne auch Ihnen nochmal ein herzliches Dankeschön.

 

Eine goldene Ente. Zuerst einmal muss man ja überlegen: wieso „Goldene Ente“? Ich habe natürlich – wie wir das alle tun – heute Nachmittag nochmal gegoogelt. Was hat es mit einer Ente, einer Zeitungsente auf sich? Es trägt hier die Frankreichstrategie des Landes, es kommt nämlich eigentlich aus dem französischen „Canard d’or“; das ist der Ausdruck für etwas flunkern oder lügen, und daraus ist das Thema Zeitungsente entstanden. Man hat, glaube ich, in der Historie auf das Bild der Ente zurückgegriffen, weil man in ihr eine unzuverlässige Brüterin erwartet. Ich hoffe, dass das jetzt nicht irgendwie Ausgangspunkt war, dass ich diesen Preis heute bekomme. Ich habe dann überlegt, vielleicht hat es auch etwas mit der Entenaufzucht in der saarländischen Staatskanzlei zu tun. Sie wissen, dass wir Jahr für Jahr Enten in der Staatkanzlei im Innenhof beherbergen. Aber dann wiederum hätte der Preisträger heute Abend eigentlich Jürgen Lennartz sein müssen. Also insofern gehe ich davon aus, dass es doch andere Gründe geben muss. Dass Sie allerdings diese Feier so auf mich zuschneiden, das finde ich jetzt wiederum ganz bemerkenswert. Das beginnt schon bei der Musik. Sie haben eine Musikgruppe gewählt, die in ihrem Namenszug die drei letzten Buchstaben AKK hat. Das ist schon außergewöhnlich. Erstmals in Ihrer Geschichte haben Sie sich fortbewegt - ich bin selbst erstaunt, dass Sie den Weg hierher gefunden haben. Ja, verehrte Saarbrückerinnen und Saarbrücker, das Land ist in der Tat etwas größer als die Landeshauptstadt. Man vergisst das manchmal. Aber dass Sie hier den Annahof gewählt haben, der mit meinen Kindheitserinnerungen verbunden ist - denn meine Großeltern haben in Blieskastel gelebt, ein Teil der Verwandtschaft im Nachbarort Hassel -, das finde ich ganz erstaunlich; wobei man sagen muss, wo soll man eine Ente, eine Goldene, eigentlich besser verleihen als an einem Weiher.

 

Dann haben Sie auch noch diesen Laudator für mich gefunden. Also erstens, lieber Jürgen, die Investigativ-Abteilung der Staatskanzlei hat gnadenlos versagt. Darüber wird am Montag zu reden sein. Ich habe mir nun natürlich überlegt: wie sind Sie gerade auf Bodo Ramelow gekommen? Erster Punkt könnte sein: die Ministerpräsidenten der neuen Bundesländer müssen zusammenhalten, das gilt auch für das Saarland und für Thüringen. Das tun wir an der ein oder anderen Stelle. Zweiter Punkt könnte sein, dass das unstillbare Interesse des Kollegen von der Saarbrücker Zeitung, der sich in einer sehr intensiven Art und Weise rund um das Thema Gebietsreform permanent informiert, es dazu gebracht hat, jemanden hierher einzuladen, der im Moment aus einem vollen Erfahrungsschatz berichten kann, was man tut oder was man besser lassen sollte. Das könnte – lieber Daniel Kirch – einer der Gründe gewesen sein. Es könnte aber allerdings auch daran liegen, dass ein nicht unbedeutender ehemaliger Politiker der Freien Demokraten mich einmal als schwarz lackierte Sozialistin bezeichnet hat, und man vielleicht gedacht hat, hier das Fake und da das Original. Also ich bin sehr gespannt, was in der Laudatio, sehr geehrter Herr Kollege Ramelow, Sie über mich zu sagen haben; aber bedenken Sie bitte, ich habe zurzeit den Vorsitz in der Ministerpräsidentenkonferenz.

 

Ich habe mich natürlich gefragt, für was werde ich jetzt eigentlich ausgezeichnet. Sie haben eben gesagt, dass ich bereit bin, auch den Nachwuchsjournalisten Zeit zu schenken. Jetzt macht es vielleicht der guten Stimmung ein wenig Abbruch, wenn ich sage, das sind manchmal die interessanteren Runden als das ein oder andere Gespräch mit den gestandenen Kollegen, weil diese jungen Leute - und das merken Sie ja sicherlich selbst in der Ausbildung auch - eben mit einer ganz anderen Sichtweise, mit ganz anderen Arbeitsweisen kommen. Das hält einen auch einfach jung im Kopf, wenn man sich damit auseinandersetzen muss und darf, und deswegen ist das für mich eine große Freude. Ja und Sie haben gesagt, weil ich eigentlich so normal bin. Also erst einmal, wer im Saarland nicht normal ist, hat sowieso keine Chancen auf eine Wiederwahl. Insofern ist das in der Tat etwas Normales und ja, Sie haben das eben angesprochen, ich habe nicht nur das Thema Wohnungseinbruch auf die politische Tagesordnung gesetzt, ich habe sozusagen diese schmerzvolle Erfahrung und damit eine traurige Realität auch mit anderen Saarländerinnen und Saarländern geteilt. Allerdings scheint das dann doch nicht so normal zu sein, denn ansonsten wäre es nicht dazu gekommen, dass mein Wohnhaus in der Zeitung abgedruckt war, was anderen Einbruchsopfern so nicht passiert. Aber dank der breitgefächerten saarländischen Medienvielfalt hat es die Konkurrenzzeitung geschafft, das Haus meines Nachbarn abzubilden. Und es hat zu der Erkenntnis geführt, dass unser Hund das mit dem Polizeihund irgendwie falsch verstanden hat; er hat erst gebellt, als die Polizei kam. Also insofern, meine sehr geehrten Damen und Herren, fühle ich mich sehr geehrt, diese Auszeichnung entgegen nehmen zu können, ich fühle mich sehr geehrt, dass ich sie mit so vielen prominenten Vorgängerinnen und Vorgängern teilen darf. Es ist für mich vor allem auch eine Ermunterung und eine Bestärkung, in genau der gleichen Art und Weise mit Ihnen gut weiter zusammen zu arbeiten wie das in der Vergangenheit hoffentlich der Fall war.

 

Sie haben ja auch meine bisherigen Ämter aufgezählt und gesagt, es wäre vielleicht Zeit für etwas Neues. Ja, es war in der Tat so, dass ich bei Papst Benedikt war und er vier Tage danach zurückgetreten ist. Als ich jetzt in diesem Jahr angekündigt habe, dass ich wieder nach Rom komme, hat das für gewisse Unruhe im Vatikan gesorgt. Ich sage jetzt nicht, ob positiv oder negativ. Auf jeden Fall sehen Sie, der Papst ist immer noch im Amt. Sie sehen auf den Fotos, die wir gemeinsam gemacht haben, dass der Papst ein blaues Auge hatte. Das hat er allerdings von seiner Reise aus Kolumbien mitgebracht. Aber seitdem geht im Vatikan die Mär, dieser Papst sei mit einem blauen Auge davongekommen. In diesem Sinne hoffe ich, dass ich dem Saarland noch lange erhalten bleibe. Das hat ganz entscheidend etwas mit Peter Altmaier zu tun, denn wir wollen, dass er in Berlin bleibt und weiter die wichtige Rolle übernimmt, die er bisher hat. Insofern darf ich ihm auch herzlich danken, dass er trotz aller Turbulenzen rund um das Thema Regierung oder nicht Regierung heute Abend hierher gekommen ist. Noch mal ein herzliches Dankeschön für diesen Preis und einen wunderschönen Abend.