Goldene Ente 16.12.2005

Begrüßung durch den LPK-Vorsitzenden Michael Kuderna

Für uns Journalisten geht ein ereignisreiches, spannendes Jahr zu Ende. Zwar war die Spannung dieses Mal mehr von Berlin aus induziert, aber die dortigen Umwälzungen haben ja auch Folgen für die Landespolitik. Auf Bundesebene hat das Saarland eher an Gewicht gewonnen: ein Staatssekretärsposten mehr, ein Fraktionsvorsitzender, eine stellvertretende Parteivorsitzende – zumindest personell kann man da nicht meckern.
Und dennoch: Die Zukunftsfähigkeit des Landes wird immer nachdrücklicher in Frage gestellt. Die parteiübergreifenden Anmerkungen der Bürgermeister dazu sprechen eine deutliche Sprache. Von vielen Schulen und einer Spielstätte des Staatstheaters mussten wir uns verabschieden. Das LPK-Patenkind IPI, lange Zeit von der öffentlichen Hand als ein europaweites Vorzeigeprojekt für grenzüberschreitende Kommunikation gefördert, kämpft ums Überleben. Gestatten Sie mir den Hinweis: IPI-Präsident Georges Wagner-Jourdain ist unter uns und sicher für jede Unterstützung dankbar. Generell gilt: Die Spielräume werden allenthalben immer enger.
Umso erstaunlicher, dass uns an der Saar gleichzeitig mehr Medienvielfalt beschert wurde. Gleich drei Tageszeitungen wurden hier neu gegründet oder zumindest mit einer Regionalausgabe versehen. Der dadurch verschärfte publizistische Wettbewerb hat ohne Zweifel auch negative Effekte, wenn Auflage oder Quote zum Maß aller Dinge werden. Das Positive überwiegt aber meines Erachtens deutlich. Unsaubere Mauschelein – die negative Variante der durchaus segensreichen sogenannten saarländischen Lösungen – werden erschwert, Kreativitätspotentiale gehoben und, auch das ist nicht zu verachten, es gibt im Saarland wieder ein paar Arbeitsplätze mehr für Journalistinnen und Journalisten.
Womit wir auch schon beim heutigen Preisträger wären. Lieber Herr Schade, herzlich willkommen. Wir begrüßen auch Ihre Frau, Herrn Fuchs und die Ehrengäste Herrn Weise und Herrn Becker. Dass zwei Drittel des Vorstands der Bundesagentur für Arbeit eigens angereist sind, zeigt die Wertschätzung, die Sie Herr Schade republikweit genießen. Und ich denke, wenn ein nicht in der LPK vertretenes Medium vor kurzem als Zugpferd für sein event eine Dame aus Nürnberg importiert hat, die manchen Männer- und Fotografenblick auf sich zieht, sonst aber nicht viel zur Weiterentwicklung unserer Gesellschaft beiträgt, dann haben wir mit unseren Nürnberger Gästen allemal den besseren Griff gemacht.
Auch unser Laudator hat einen weiten Weg hierher auf sich genommen. Lieber Reinhold Kopp, vielen Dank für das spontane Ja zu unserer Anfrage. Und auch Sie haben Ehrengäste mitgebracht, die schon fast einen Mediengipfel heute Abend vermuten lassen – einen leibhaftigen Intendanten und einen seiner Kontrolleure, nicht als Chef des Instituts für Europäisches Medienrecht, wohl aber als SR-Verwaltungsratsvorsitzender und in dieser Funktion übrigens Nachfolger von Reinhold Kopp. Willkommen, Herr Raff, willkommen Herr Kleist.
Wir freuen uns, dass wieder viele ehemalige Preisträger gekommen sind. Um diplomatische Verwicklungen zu umgehen, nenne ich sie in der Reihenfolge vom Dienstältesten bis zum ententechnisch jüngsten Preisträger. Guten Abend, die Herren Macher, Professor Schüssler, Oskar Lafontaine, Clemens Lindemann und Dr. Burkhard Jellonek, dann Ikbal Berber sowie Jo Leinen und Asgar Abasadeh.
Es ist schon schön, wenn bei aller im Berufsalltag notwendigen Distanz auch Platz für Verbindendes, gegenseitige Wertschätzung und offene Gespräche bleiben. Mehrere Preisträger haben sich zudem persönlich wegen unaufschiebbarer Termine entschuldigt. Natürlich gibt es auch den ein oder anderen, den wir hier über Jahre nur einmal sehen, nämlich dann, wenn er selbst im Mittelpunkt steht. Gerade deshalb freuen wir uns über Ihre Treue und empfinden sie auch als besondere Ehre für unseren diesjährigen Preisträger.
Und wenn wir schon beim Begrüßen sind: wir danken den Schoenen für die Verschönerung des Abends. Schon nach dem ersten Lied bin ich sicher, Sie werden uns verzaubern und begeistern.
Arbeitsmarktpolitik ist ein schwieriges und vermintes Gelände – Debatten um Umstrukturierungen, Reformen und Gesetze, um soziale Hängematten, aber auch um zu weitmaschige soziale Netze zeugen davon. Die Schicksale derer, die von den Agenturen vermittelt, betreut, qualifiziert, gefördert oder gefordert werden, sind oft nur noch schemenhaft sichtbar. „Mediale Verwahrlosung“ greife gerade in den von Arbeitslosigkeit betroffenen Familien um sich – so lautet ein Schlagwort, das in letzter Zeit von Sozialarbeitern, Soziologen und Medienwissenschaftlern gerne verwendet wird. Wer wollte ernsthaft widersprechen? Zudem: egal ob es sich im Einzelfall um unverschuldete Arbeitslosigkeit, um mangelnde Flexibilität oder um fehlenden Arbeitswillen handelt, Verlierer sind oft die Unschuldigsten, nämlich die Kinder. Allein deshalb ist das genaue Hinsehen von Journalisten und das Begleiten des politischen Ringens um mehr Beschäftigung aller Ehren wert.
Natürlich ist es legitim und wichtig, auch über die schönen Seiten des Lebens zu berichten. Heile Welt ist etwas Gutes, wo es sie denn gibt. Bei mancher Medieninszenierung darf man sich aber schon Gedanken darüber machen, wie wohl ein älterer „Freigesetzter“ dies empfindet. Sozialneid ist unschön, bisweilen jedoch auf dem background öffentlich zur Schau gestellten Überflusses durchaus zu verstehen. Mediale Verwahrlosung gibt es nicht nur beim Medienkonsum, auch die Medien selbst scheinen mir nicht immer davor gefeit.
Umso besser, dass es Menschen wie Otto-Werner Schade gibt, die nüchtern, professionell und unprätentiös daran schaffen, dass alle, die dies wirklich wollen, Arbeit bekommen. Dabei ist Ihnen, Herr Schade, sicher die Lehrzeit als Mitarbeiter des Sozialpolitikers Josef Stingl zu Gute gekommen. Klar ist: die Verleihung der Goldenen Ente bedeutet keine politische Stellungnahme unserer Arbeitsgemeinschaft. Über den richtigen Weg zum Ziel soll und muss gestritten werden. Die Goldene Ente erhalten Sie dafür, dass Sie uns immer wieder geduldig die schwierige Materie erklärt haben, als Gesprächspartner stets zur Verfügung standen.
Einen Anteil daran hat auch Herr Fuchs, die verkörperte Kontinuität der Pressearbeit des Landesarbeitsamtes. Verzeihung, dass mir das Wort Agentur noch schwer über die Lippen geht. Mein Fremdwörterlexikon, das ich sicherheitshalber noch konsultiert habe, bietet für „Agentur“ drei Erklärungen an: Synonym für Nachrichtenagentur, eine Geschäftsnebenstelle oder ein Büro, das Künstlern Engagements vermittelt. Sei’s drum, Sie, Herr Fuchs, sind jedenfalls in unserer Enten-Geschichte nach Urs Kalbfuß und Udo Recktenwald, die wir ebenfalls hier begrüßen, der Dritte, der sozusagen mit einer kleinen Ente fürs Revers ausdrücklich mitausgezeichnet wird.
Doch nun zur Laudatio. Wir konnten dafür Reinhold Kopp gewinnen, dessen Wege sich als früherer Wirtschaftsminister und Chef der Staatskanzlei öfters mit denen von Herrn Schade gekreuzt haben. In seiner heutigen Funktion als Generalbevollmächtigter der Volkswagen AG hat er sicher seinen Horizont in punkto Arbeitsmarkt noch einmal erweitert und der Hartz-Kommission, so hört man, hat er auch seinen Rat zur Verfügung gestellt. Bekannt für Scharfzüngigkeit und Meinungsfreude, steht uns sicher ein Leckerbissen bevor.
Lieber Reinhold Kopp, wir sind gespannt.