Goldene Ente 2016

 

Antwort von Michael Hilberer

 

(die frei vorgetragene Antwort wurde sprachlich behutsam der Schriftform angepasst)  

 

 

Auch mir ist noch ein Ulf Porschardt-Artikel aus dem Jahr 2012 über den Weg gelaufen. Ich glaube, er hat es geschafft, der einzige Journalist zu sein, der mich wegen meiner Kleidung kritisiert hat. Er hat gesagt: Dieser Mensch stellt sich mit seinen schwarzen Sweetshirts dahin - das ist kein Respekt gegenüber dem Wähler.

 

Es war zwar ein schwarzes Hemd, aber man hat schon gesehen, wo denn die Diskrepanz zu anderen lag. Für mich war es klar, dass ich auch bei der ersten Ansprache im Fernsehen – und wir hatten ja wirklich viel Presse kurz nach der Wahl 2012 – den Wählerinnen und Wählern am Fernsehen genauso gegenüber trete wie ich vorher auch am Wahlkampfstand ihnen gegenüber getreten bin.

 

Ich glaube, das ist so ein bisschen das Rezept, dem wir auch über die Jahre gefolgt sind. Wir haben gesagt: Wir wollen offen sein, wir wollen transparent sein, man kann bei uns nachvollziehen, was wir tun. Das war unser Credo von Anfang an. Das bedeutet aber auch: Es ist ganz schwierig, etwas zu verstecken. Was bleibt uns dann anderes übrig, als authentisch auch gegenüber Medien aufzutreten? Von daher gesehen hat es mich natürlich gefreut, hier diesen Preis zu erhalten, weil das ja zeigt, Sie sehen das genauso wie ich. Es ist tatsächlich authentisch, was wir da tun und es ist eben nicht nur eine transparente Maske.

 

Ich werde dem Landtag des Saarlandes nach dem 26. März nicht mehr angehören, und auch um die Piratenpartei steht es wirklich nicht gut. Es ist vermutlich auch kein großes Geheimnis, dass sie auch mich verlieren wird. Die vorherigen Reden wirkten wie ein Abgesang. Aber das ist verständlich, es ist eine Bilanz, man schaut fünf Jahre zurück.

 

Darum möchte ich auch kurz ein eigenes kleines Fazit ziehen. Ich glaube, es war die spannendste Zeit, die man sich vorstellen kann, um Politik zu machen. Wir hatten zum ersten Mal die Möglichkeit, durch neue Technologien Menschen ganz anders zu erreichen. Wir hatten zum ersten Mal die Möglichkeit, in unserer Partei über das Internet Abstimmungen zu machen, Willensbildung zu organisieren. Wir haben es ganz furchtbar verkackt, es hat nicht funktioniert. Das ist aber nicht der Punkt. Das einzige, was man uns an der Stelle vorwerfen kann, ist dass wir nicht noch einmal aufgestanden sind und es noch einmal probiert haben.

 

Aber ich glaube, es war ganz wichtig, diese Experimente zu machen und ich denke, es lernen auch andere davon. Wenn die SPD jetzt ihr Wahlprogramm für die Landtagswahl im Internet diskutiert, ist das ein guter Schritt nach vorne. Das zeigt doch, dass die Ideen irgendwo angekommen sind. Und es ist auch der logische Schritt, dass man Menschen direkt besser erreicht. Das wird übrigens auch nicht den Journalismus überflüssig machen, weil wir immer Menschen brauchen, die es einordnen, die es in den Gesamtzusammenhang stellen, die eben nicht nur Neuigkeiten verbreiten, sondern auch wirklich Nachrichten machen.

 

Es ist schön, wenn ich die Menschen direkt erreiche, beispielsweise mit meinen Videos - für mich ein sehr schönes Format, es bremst mich keiner aus und ich kann reden, so lange ich will, und ich kann vor allem meine Perspektive darstellen, etwas was  in einem unabhängigen Medium nie geht, nie gehen kann. Umso wichtiger ist es deshalb nach wie vor, dass es unabhängige Medien gibt, die das aufnehmen, aber natürlich auch das, was die anderen Kollegen im Landtag sagen, die oft eine andere Meinung haben, die ich nicht nachvollziehen kann, aber nichts desto trotz ja auch wichtige Beiträge leisten.

 

Ich glaube, dass wir in den nächsten Jahren noch ganz spannende Entwicklungen haben werden im Umgang mit Politik, Medien, neue Medien im Internet. Die Bevölkerung muss jetzt auch erst einmal als Gesellschaft lernen, mit diesen neuen Medien umzugehen, und da wird es bestimmt Kollateralschäden geben.

 

Einer davon zieht vielleicht im März in den Landtag ein. Ich halte es noch nicht für gesetzt, aber für wahrscheinlich. Man muss dann lernen, damit umzugehen. Ich denke, wir werden auch die wieder einhegen und auch die Leute einfangen, die eigentlich gar nicht dieses Programm wählen wollen, das da in diesem neuen blauen Faschismus-Anzug kommt, sondern die irgendwie ganz andere Motive haben, warum sie diese Partei wählen. Und ich glaube, diese Menschen kann man auch wieder erreichen und das werden wir schaffen. Es wird schwierig und es wird dauern. Politik braucht einen langen Atem.

 

Vielleicht, wer weiß, kehre ich ja wieder zurück. Mit so einer schönen Ente ist es ja schon fast Verpflichtung. Aber Sie erfahren es dann bestimmt als Erste. Vielen Dank.