Goldene Ente 19.12.2003

Begrüßung durch den LPK-Vorsitzenden Michael Kuderna

Lieber Herr Schreiner, sehr geehrter Herr Dr. Geißler, verehrte Gäste, liebe Kolleginnen und Kollegen,

in der Funktion, in der ich jetzt vor ihnen stehe, werde ich nicht verraten, was ich über die heute im Bundesrat und Bundestag abgestimmten Gesetze denke. Allerdings bin ich und wahrscheinlich sind wir alle froh, dass die Abgeordneten den Abstimmungsmarathon zügig hinter sich gebracht haben. Sicher: eine Entenfeier ohne Anwesenheit des Preisträgers wäre Mal etwas Neues gewesen; aber so innovationswütig ist die ansonsten Neuem durchaus aufgeschlossene Landespressekonferenz nun auch wieder nicht. Kurzum: wir freuen uns, dass Sie, Herr Schreiner, das Flugzeug aus Berlin rechtzeitig erreicht haben und nun unter uns sind. Ein herzliches Willkommen auch an Ihre Tochter – ich hoffe, Sie fühlen sich heute Abend in unserem Kreis wohl.

Es freut uns, dass wir wieder einen prominenten Laudator gewinnen konnten. Vielen Dank, Herr Dr. Geißler, dass Sie zu uns gekommen sind. Herr Schreiner hört es sicher gerne: Sie haben bei unserem ersten Telefonat nach Nennung des Preisträgers spontan zugesagt und sich auch nicht durch unsere Gepflogenheit abschrecken lassen, den Namen bis zuletzt geheim zu halten. Es wurde im Kollegenkreis natürlich heftig über den Überraschungsgast spekuliert. Ich kann Ihnen ein großes Kompliment machen: nicht wenige haben gehofft, dass Sie es sind.

Wir dürfen auch unsere Alt-Preisträger begrüßen und uns für Ihr Kommen bedanken: Landtagspräsident a.D. Albrecht Herold, Ikbal Berber, Jo Leinen, Clemens Lindemann, Asgar Abbaszadeh für den Verein Ramesh, Dr. Burkhard Jellonek und Helmut Macher.

Ein Dank auch an unsere Musiker, Michel Uhring und Bernard Gérard. Wir haben sie engagiert, weil Herr Schreiner – wie man hört – französische Chansons liebt. Auch wenn die Geschichte von dem nächtlichen lauten Singen, über das sich die Nachbarin Angela Merkel und deren Mann beschwert hätten, erstunken und erlogen sein sollte – bei unseren Musikern bin ich sicher, dass es sogar den gestresstesten Preußen warm ums Herz würde.

Die Rückschau auf wichtige Ereignisse im LPK-Leben des vergangenen Jahres möchte ich heute kurz halten. Dem Ausscheiden von Norbert Klein aus dem Vorstand werden wir uns später eigens widmen. Herausragend waren die beiden Informationsreisen, die wir in diesem wahl-losen Jahr durchführen konnten. Zentrales Thema in Berlin und erst recht in Budapest war die Frage nach dem künftigen Europa. Wenn ich als Fazit nur einen Wunsch formulieren dürfte, dann diesen: Möge der Enthusiasmus und die Aufbruchstimmung, die wir bei unseren ungarischen Gesprächspartnern erlebt haben, nicht im kleinkarierten Hick-Hack um Macht im künftig größeren europäischen Haus verloren gehen oder gar gebrochen werden. Wir, die wir an der Grenze leben, wissen um das Beharrungsvermögen von nationalen Egoismen, wissen, dass zur Überwindung ebenfalls große Beharrlichkeit und Zähigkeit von Nöten ist. Aber es gilt auch die Einsicht des Psychoanalytikers Viktor Frankl: „Nur wenn ich das Unmögliche anpeile, kann ich mir sicher sein, dass ich wenigstens das Mögliche auch realisiere.“

Damit ist auch der Bogen zu unserem heutigen Preisträger gespannt. Wir ehren mit Ottmar Schreiner einen Sozialpolitiker, den Zähigkeit, Geradlinigkeit und Ehrlichkeit auszeichnen. Sie, Herr Schreiner, haben nicht vergessen, wo Sie herkommen, und haben auch Vorstellungen davon, wo Sie hin wollen. Die Preisvergabe ist selbstverständlich keine Stellungnahme zu Ihrem Weg, zu Methoden oder gar zu tagespolitischen Fragen. Die LPK ist und bleibt parteipolitisch unabhängig, aber: sie ist nicht unpolitisch. Wir wollen die Politik ermutigen, zu Überzeugungen zu stehen und den Bürgern transparente Angebote zu machen – und dies sind Tugenden, die Ottmar Schreiner in hohem Maße verkörpert.

Das einzige, was mich bei der Wahl des Preisträgers und des Laudators stört, ist die Gefahr, dass die LPK ohne sich dessen bewusst zu sein eine neue Tradition einläutet: Herr Schreiner ist nun schon der dritte Jurist in Folge und der Laudator des vergangenen Jahres gehörte der gleichen Fakultät an. Betrachten wir das als lässliche Sünde – immerhin zeichnen sich die Juristen, die wir einladen, durch eine verständliche, ja sogar äußerst klare Sprache aus. Ich freue mich, dass wir dies nun wieder bestätigt bekommen. Herr Geißler, ich darf Ihnen das Wort geben.