Goldene Ente 2012

 

 

Laudatio

 

von

 

Franz Untersteller

 

Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg

 

 

Sehr geehrter Herr Preisträger, sehr geehrter Herr Bundesminister, lieber Peter, sehr geehrte PreisträgerInnen aus der Vergangenheit, an ihrer Spitze die Oberbürgermeisterin dieser Stadt, das Mitglied des Europäischen Parlaments, Jo Leinen und der frühere Innenminister dieses Landes, Alfred Wilhelm, meine sehr geehrten Damen und Herren.

 

Wir sind heute hier, einen Politiker zu ehren, einen Saarländer (was ich auch bin, wie man heute Abend gehört hat), aber auch einen Menschen zu ehren, einen Menschen, der – ich kenne ihn persönlich seit gut sechs Monaten – in meinen Augen wie nur wenige andere das politische Geschäft liebt aber auch lebt. Getroffen haben wir uns zum ersten Mal am zweiten Tag, an dem er im Amt war. In Berlin gab es das Sommerfest der ENBW, ich war da seit Monaten angemeldet und ich wusste, Peter Altmaier kommt auch. Ich habe mir gedacht, wenn man aus einem Geberland kommt wie Baden-Württemberg, und ein Saarländer aus einem Nehmerland wird Minister, dann muss man was mitbringen; also habe ich ihm ein Kochbuch mitgebracht, das ich zu Beginn dieses Jahres selbst mit verfasst habe. Es ist erschienen unter dem Titel „Um 12 werd gess“. Das habe ich an diesem Abend Peter Altmaier geschenkt. Wie man sich vorstellen kann, war das die Eintrittskarte zu einem sehr lockeren und unkomplizierten Verhältnis zwischen uns beiden.

 

Seit Mai 2012 ist der gebürtige Ensdorfer Peter Altmaier nun Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Zuvor war er lange Jahre parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Bundestagsfraktion, ein Amt, das in der Öffentlichkeit zwar wenig beachtet wird, in dem aber die Strippen der parlamentarischen Verfahren zusammenlaufen, und das von ihm – wie man von allen Seiten hört – geradezu virtuos ausgefüllt wurde. Seit Mai habe ich als Umweltminister von Baden-Württemberg nun das Vergnügen, mit Peter Altmaier zusammen zu arbeiten, und es liegt keinerlei Ironie in diesem Satz: Es ist ein Vergnügen. Nicht nur, dass die traditionellen Kaminabende der Umweltministerkonferenz mit ihm netter und gemütlicher wurden; auch die geschäftsmäßige Zusammenarbeit ist nicht nur auf Grund unserer saarländischen Verbundenheit sehr angenehm. Mit saarländischer Verbundenheit grüßt er übrigens in fast jedem seiner Briefe an mich, was in meinem Büro jedes Mal zu einem Schmunzeln führt. Gerne macht er das auch mit einem dicksten in der Materialausgabe des Bundesumweltministeriums zu findenden Stift; man weiß, der Minister teilt sich mit.

 

Für Peter Altmaier, das ist ja schon auch in den letzten Monaten in den verschiedenen Medien publiziert worden, gibt es keine Grenze zwischen Politik und Privatleben. Die Politik ist sein Leben und damit hebt er sich im Umgang angenehm und wohltuend von vielen anderen aus der Politikerkaste ab. Denn er bleibt in jeder noch so hart geführten Auseinandersetzung freundlich, er bleibt umgänglich und menschlich warm. Man kann mit ihm streiten, man kann mit ihm diskutieren, man kann mit ihm Politik machen und das ist mir auch deswegen wichtig, weil er mit diesen Kriterien im besten Weberschen Sinne Leidenschaft für die Sache mit Verantwortungsgefühl für das Ganze und Augenmaß für das Machbar kombiniert; so habe ich ihn jedenfalls kennen gelernt.

 

Insofern ist es auch kein Wunder, dass Peter Altmaier schon früh – es ist eben angesprochen worden – schwarz-grüne Phantasien mitbeflügelte als Mitglied der berühmt-berüchtigten Pizza-Connection in Bonn. Wobei – lieber Peter – ich aus gut unterrichteten Quellen höre, dass dort so gut wie nie Pizza gegessen wurde. Wer Peter Altmaier kennt, weiß, dass er ein Faible

für die kulinarischen Genüsse hat und von daher gesehen konnte ich mir das auch nicht so recht vorstellen, sondern da ist dann schon anderes auf den Tisch gekommen. Dass er für das Kulinarische etwas übrig hat, ist bekannt, und wir haben es kürzlich erfahren am Beispiel Spätzle. Die waren nämlich dafür verantwortlich, dass er bei seinem Besuch in Baden-Württemberg vor einigen Monaten vor dem Mittagessen mit dem Ministerpräsidenten und mir eine andersfarbige Krawatte trug als hinterher. Spätzle und Krawatten vertragen sich hin und wieder nicht so gut – Spätzle und Gabeln umso besser und deswegen musste Peter Altmaier für die anschließende Pressekonferenz auf ein Exemplar aus dem reichen Fundus meines Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann zurückgreifen.

 

Meine Damen und Herren, in Baden-Württemberg wurde über verschiedene Grünen-Politiker, darunter auch über den heutigen Ministerpräsidenten, von prominenten CDU-lern immer wieder ein Spruch geäußert, der in meinen Augen auf Peter Altmaier genau so zutrifft. Bei uns sagt man im Württembergischen „Der isch scho recht – aber er isch halt in der falschen Partei“. Man könnte es im saarländischen sagen „Ma kann ne gut han, awer, dass a bei de Schwaze is, müsst ach net sen“.

 

Der Preisträger, meine Damen und Herren, liebt neben dem guten Essen nichts so sehr wie einen guten Deal. Mit ihm zu verhandeln ist ein wahres Vergnügen, so z.B. als es im Juni diesen Jahres um die Neugestaltung der EEG-Förderung ging, und das nicht nur, weil man auch spät in der Nacht am Verhandlungstisch nicht verhungern muss. Bei der Endlagersuche lief es jetzt nicht ganz so gut , aber da haben - glaube ich - alle ihr Scherflein dazu beigetragen. Jetzt gilt es zu schauen, dass wir das, was wir bis jetzt schon erreicht haben, in den nächsten Monaten auch noch über die Zielgerade bringen. Das Thema ist mir persönlich - und ich glaube, da bin ich sehr nahe bei Peter Altmaier – zu wichtig, als dass man es irgend welchen parteipolitischen Tricksereien überlassen sollte.

 

Mangelnden körperlichen Einsatz kann man Peter Altmaier nicht vorwerfen. Als er am 1. Juni diesen Jahres die Asse besucht hat, lautete sein Twitter-Kommentar hinterher: „Das Beste – der Förderkorb hat gehalten“. Peter Altmaier ist eben ein unverbesserlicher Optimist. Manchmal reibt man sich da aber auch verwundert die Augen. So twitterte er in der vergangenen Woche aus Doha: „Nicht nur Kyoto, sondern gesamtes Doha-Paket verabschiedet mit großer Unterstützung der Vertragsstaaten. Mehr erreicht als lange erwartet.“. Wenn man sagen kann, ich hatte keine Erwartungen, aber die haben sich voll erfüllt, dann stimmt diese Aussage ja vielleicht. Aber in der Presse sprach er danach von „einem guten Signal für den Klimaschutz“. Das klingt alles ein wenig, als ob Peter Altmaier als Gute-Laune-Bär von Doha in die Geschichtsbücher eingehen wird. Aber auch bei der Energiewende kann man sich beruhigt zurücklehnen, seit Peter Altmaier das Ruder übernommen hat. Am 21. August 2012 twitterte er: „Habe gerade ein Erdkabel in den Sand gesetzt – Energiewende kommt endlich voran“. Man steht da und denkt sich, dann können wir uns ja alle beruhigt zurück lehnen und der Energiewende entgegensehen, wenn der Bundesumweltminister jetzt persönlich die Erdkabel verbuddelt. Bleibt zu hoffen, dass das Erdkabel das Einzige ist, was Peter Altmaier in den Sand gesetzt hat.

 

Ich arbeite jedenfalls außerordentlich gern mit ihm zusammen, solange diese Zusammenarbeit immer mal wieder Highlights aufweist wie der Genuss einer guten Flasche Wein zu später Stunde in seiner – milde ausgedrückt – geräumigen Altbauwohnung im Berliner Westen. Einem Saarländer muss man halt nicht erklären, was savoir vivre bedeutet.

 

Jedenfalls ist Peter Altmaier in meinen Augen ein durch und durch aufrichtiger Mensch, eine – wie man bei uns sagt – ehrliche Haut. Er wirkt mit seiner hintersinnigen, offenen und humorvollen Art wie der von nicht wenigen in der Gesellschaft oft herbeigesehnte Gegenentwurf zu den blassen, stromlinienförmigen Typen und sterilen Aufgeregtheiten des Berliner Politikbetriebs. Was aber – meine Damen und Herren – nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass er es faustdick hinter den Ohren hat und ein Virtuose auf der Klaviatur der Medien ist. Und deswegen bekommt er heute vollkommen zu Recht die „Goldene Ente“ verliehen, wobei ich einmal behaupte, dass in seinem tiefsten Innern ihm eine Peking-Ente vermutlich lieber gewesen wäre.

 

Lieber Peter, ich gratuliere dir von ganzem Herzen und ich freue mich darauf, in der Umweltpolitik in den kommenden Monaten weitere gemeinsame Räder mit dir zu drehen – ob’s die kommenden Jahre werden, das mag der Wähler entscheiden.