Goldene Ente 17.12.2004

Begrüßung durch den LPK-Vorsitzenden Michael Kuderna

Sehr geehrte Familie Linsler, sehr geehrter Herr Mai,
verehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

lassen Sie mich den Abend mit einem Zitat beginnen:

„ Mit den beabsichtigten Kürzungsvorschlägen gefährdet die Landesregierung eine qualifizierte Aufgabenerledigung in öffentlichen Verwaltungen und Betrieben, die sich zu Lasten der Bürgerinnen und Bürger und auf dem Rücken der im Öffentlichen Dienst Beschäftigten auswirken muss.“

Ich erspare mir die rhetorische Frage nach dem Autor. Aber wann hat Rolf Linsler dem Ministerpräsidenten diesen zornigen Bannstrahl entgegengeschleudert? Ich will Sie nicht lange auf die Folter spannen: Das war (geschriebener) O-Ton Linsler, damals ÖTV-Landesvorsitzender, in einem Brief vom 8. November 1988 an Oskar Lafontaine, damals Regierungschef an der Saar. Lieber Herr Linsler, das ist es, was wir so sehr an Ihnen schätzen: klare, offene Worte ungeachtet jeweiliger parteipolitischer Opportunität.

Weitere Beispiele gefällig? Gemeinsam mit dem Beamtenbund stritten Sie gegen Pläne des selben Ministerpräsidenten, die Lebensarbeitszeit für Beamte zu verlängern – laut Zeitungsberichten konnte der sich dann zum ersten Mal seit 10 Jahren nicht in der Fraktion durchsetzen. Kurz vor der vorletzten Landtagswahl blieben Busse im Depot, kurz vor der letzten, also gerade vor ein par Monaten, gab es Warnstreiks – übrigens wieder mal zum Thema Arbeitszeiten, gepaart mit finanziellen Einschnitten, wenn auch diesmal bei den Angestellten. Früher traf es die Roten, jetzt trifft es die Schwarzen.

Gradlinigkeit kann nun ja auch mangelnde Flexibilität bedeuten. Aber auch da überraschen Sie, Herr Linsler, positiv: Sie haben gemeinsam mit Oberbürgermeister Hajo Hoffmann 1995 den ersten Vertrag unterzeichnet, der im Öffentlichen Dienst einer deutschen Stadt Leistungsprämien vorsah. Entsprechend kritisch wurde die Sache von der Gesamt-ÖTV beäugt, auf der Gegenseite führte die Vereinbarung sogar zum Ausschluss Saarbrückens aus dem kommunalen Arbeitgeber-Verband. Dieser Ausschluss wurde dann jedoch – auch das wieder typisch saarländische Harmonie der Gegensätze- nicht vollzogen. Die Sache an sich wurde zwar keine Erfolgsstory, aber einen Versuch war es wert und Reste sollen sich erhalten haben. Auch das dieses Jahr mit der Arbeiterwohlfahrt vereinbarte „Modell 50 für 31“, das zusätzliche Vollzeitstellen für ältere Arbeitnehmer vorsieht, die dafür zum Tarif von 31-Jährigen entlohnt werden, auch dieses Anreizmodell spricht gegen einen „Betonkopf“ und für einen pfiffigen Saarländer.

Schließlich kommt bei unserem Preisträger noch eine weitere angenehme Eigenschaft hinzu, nämlich eine solide Portion Humor. Als Rolf Linsler und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter im Januar 1989 vor der Staatskanzlei gegen die Einführung von Stechuhren demonstrierten, begrüßte er den Hausherrn „im Namen der Sesselfurzer“ und gab „eine kostenlose bibbelsche Bohnensupp vom Spitzenkoch der ÖTV“ aus.

Diese Impressionen sollen genügen – mehr über den Mensch und Gewerkschafter Linsler erfahren wir ja gleich von seinem ehemaligen Chef und ÖTV-Bundesvorsitzenden, der inzwischen als Vorstandsmitglied von Fraport auch die andere Seite kennt - Herr Mai, herzlich willkommen bei der Landespressekonferenz Saar und vielen Dank, dass Sie die Laudatio übernommen haben.

Danken möchte ich auch dem Matthias Ernst Trio, Jörg Jenner am Bass, Martin Lösing am Schlagzeug und Matthias Ernst am Piano.

Eigens begrüßt seien schließlich die Familie Linsler und das mit ihnen befreundete Ehepaar Schroeter sowie die ehemaligen Preisträger, die Ihnen, Herr Linsler, und uns die Ehre geben: Asgar Abbasadeh, Ikbal Berber, Albrecht Herold – ein langjähriger, treuer Partner und Freund dieses Kreises -, Hajo Hoffmann, Dr. Burkhard Jellonek, Urs Kalbfuß, Jo Leinen, Clemens Lindemann, Helmut Macher, Udo Recktenwald, Dr. Richard Weber und Raimund Weyand.

Entschuldigt haben sich Hiltrud Breyer, Wilfried Frank, Sylvie Hamard, Jean-Claude Juncker, Reinhard Klimmt, Peter Müller, Jean-Marie Rausch, Professor Heinrich Schüssler, Bischof Dr. Hermann Spital, Alfred Wilhelm und unser letztjähriger Preisträger Ottmar Schreiner – schade, dass der Politik-Zirkus mit der ihm eigenen Theatralik in Form von namentlichen Abstimmungen den rechtzeitigen Abflug von Berlin nach Saarbrücken verhindert hat. Leider kann auch Manfred Wagner aus gesundheitlichen Gründen heute nicht dabei sein.

Der damalige DGB-Chef war bisher der einzige, der die Ente als Gewerkschaftsführer erhalten hat – Herr Herold wurde ja als Landtagspräsident geehrt. Die Verleihung an Manfred Wagner ist nun schon 19 Jahre her. Eine lange Zeitspanne. Dass sie ausgerechnet jetzt zu Ende geht, wo sich soziale Probleme und Konflikte verschärfen, neoliberale Heilsbringer bisweilen die Szene zu beherrschen scheinen und Sozialpolitiker wie Gewerkschafter von manchen Meinungsmachern wie Relikte einer längst vergangenen Zeit behandelt werden, das liegt eindeutig an der Person Rolf Linsler. Wir freuen uns auf die Festrede von Herbert Mai.