Antwort von Professor Wolfgang Wahlster

Herzlichen Dank für diese große Ehrung durch die Landespressekonferenz und die exzellente Zusammenarbeit mit allen von Ihnen vertretenen Medien! Ich habe großen Respekt vor der journalistischen Arbeit – nicht zuletzt weil ich mit einer ehemaligen Modejournalistin verheiratet bin. Mein Dank gilt aber auch dem Chef unserer Unternehmenskommunikation am DFKI, Herrn Reinhard Karger, und seinem Mitarbeiter, Herrn Christoph Burgard, die mich beide bei meinen Presseaktivitäten sehr unterstützt haben und daher diesen Preis mit gewonnen haben.

Mein erster Institutschef an der Universität Hamburg hat uns Mitarbeiter mit der Parole verblüfft „Morgens bahn brechen und nachmittags Karriere machen!“. In Abwandlung müsste der Slogan für unsere Veranstaltung heute Abend lauten „Morgens forschen und nachmittags darüber mit Journalisten sprechen!“

Doch der Forscher wird oft im Elfenbeinturm gesehen, und sieht sich selbst gerne als Eremit oder Asket. Zerstreut erscheint der Professor im Volksmund. Das macht ihn zwar sympathisch, aber nicht unbedingt relevant für den Alltag und die Wirtschaft. Die intellektuelle Freude des Professors über den wissenschaftlichen Erfolg im kleinen Kreis der Fachkollegen reicht nicht aus. Ausreichend ist auch nicht der Konferenzvortrag oder die wohlverdiente Ehrung durch eine Wissenschaftsorganisation.

Wissenschaft braucht Vermittlung, Forschung braucht Öffentlichkeit. Denn Forschung macht aus Geld Wissen und Wissen führt über Innovation zu Wohlstand.

Gute Ideen alleine sind aber noch keine Innovationen. „Ideen erfolgreich machen“ oder neuerdings auch „Ideen zünden“ lautet daher das Motto der Innovationsinitiativen und der Hightech-Strategie der Bundesregierung. Ideen können sich nur dann zu erfolgreichen Innovationen am Markt entwickeln, wenn sie erfahrbar, begreifbar und deshalb verstehbar sind.

Wir müssen die Menschen in Deutschland wieder für innovative Ideen und Erfindungen begeistern.

Aber auch einsichtige Ideen müssen vermittelt werden, und der Vermittlungsprozess ist mühselig: für den Wissenschaftler und für den Journalisten – nur der Rezipient sollte es einfach haben. Der Leser, der Zuschauer, der Zuhörer muss das Forschungsergebnis beim ersten Lesen, Hören oder Sehen verstehen können.

Der gute Wissenschaftsjournalist ist mit dem Kopf Forscher und mit dem Herz Leser – also der optimale Gesprächspartner für den Wissenschaftler. Aber auch der Journalist lebt nicht vom publizierten Beitrag allein. Er ist eingebunden in Produktionsprozesse und existentiell bedroht vom Redaktionsschluss, zu dem hochqualitativ und absolut pünktlich zu liefern ist. Auch das muss die Forschung besser verstehen und die Bedürfnisse der Medien berücksichtigen: Ergebnisse lassen sich zwar beschreiben, man muss sie aber auch zeigen: Demonstratoren sollten deshalb bei Forschungsprojekten jederzeit verfügbar sein, auch wenn der Erkenntnisprozess idealisiert, eine Anwendung nur beispielhaft präsentiert werden kann. Bei Forschungsprojekten ist deshalb generell darauf zu achten, dass Forschungsförderung immer auch eine Kostenstelle für Kommunikation und Präsentation beinhaltet – Ich weiß:
mit dieser Forderung renne ich hier offene Türen ein. – Der Journalist braucht nicht nur einen informierten Ansprechpartner oder eine Pressemitteilung, der Journalist braucht zusätzlich Fotos, Grafiken, Visualisierungen und die dazu noch elektronisch verfügbar, hoch auflösend und druckfähig, oder Clips mit hörfunk- und fernsehtauglicher Audio- und Videoqualität. Öffentlichkeits- und Pressearbeit ist deshalb ein wichtiger Teil des modernen Forschungsmanagements: Nicht nur die Forschung selbst, sondern auch die Kommunikation und die Bereitstellung von aussagefähigem Pressematerial muss geplant werden.

Unsere wissenschaftlichen Akademien, Hochschulen und Forschungszentren in Deutschland haben zu lange den offenen Dialog zwischen Forschung und Öffentlichkeit vernachlässigt.

Vorbildlich in dieser Beziehung ist seit vielen Jahren die Arbeit der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften in Stockholm, in der ich seit 2003 mitwirken darf.

Zu jedem Nobelpreis in Physik und Chemie wird von der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften ein Poster erstellt, das die Forschungsergebnisse für Nicht-Spezialisten graphisch aufbereitet erklärt. Diese Poster werden in zehn Sprachen übersetzt und Bildungsträgern seit 1987 kostenlos bereitgestellt – über 250.000 solcher Poster werden weltweit verteilt.

Um das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Wissenschaft zu sichern, muss eine ständige offene Kommunikation stattfinden, die auch die Lücken und derzeitigen Grenzen des Wissens klarmacht. Ethische Optionen müssen rechtzeitig klar herausgearbeitet werden.

Man sollte aus der Entwicklung rund um die Kernenergie gelehrt haben, dass ein frühzeitiger Diskurs zwischen Forschung und Öffentlichkeit dringend notwendig ist. Derzeit gilt das nicht nur bei der Frage zur Stammzellen-Forschung, sondern auch bei der Diskussion von Elektrosmog im Zusammenhang mit modernen Funktechnologien oder der Diskussion zum Datenschutz im Rahmen der RFID-Technologie für intelligente Produktetiketten.

Meine Damen und Herren, ich will meine kurze Dankesrede schließen mit einem Zitat von Johannes Rau.

Alt Bundespräsident Johannes Rau hat im August 2002 bei seinem Besuch des DFJKI in Saarbrücken uns begeistert mit seinem Credo „Wissenschaft ist nicht die Sahne auf dem Kuchen, sondern die Hefe im Teig“.

Nochmals vielen Dank für die Goldene Ente und Ihre Aufmerksamkeit.